Eins vorweg: Der MTB Marathon in Trieb war letzten Sonntag ohne Zweifel wieder eines der Highlights des Jahres – Perfekt Organisiert, schöne Strecke, faires Startgeld, keine Eventagentur, nette Menschen. Doch was das mit zu kleinen 2 Sitzer Cabrios, Hävy Mäddl, What´s App, Ischen, Baggy-Shorts, Sex und einer Luftmassengrenze zu tun hat? Einfach lesen, dann weißt du Bescheid…
Im Laufe der Jahre ist der Franken-Bike-Marathon zu so was wie einem Kultrennen gereift. Wer in der Szene was auf sich hält, fährt da mit, ausgenommen natürlich jene snobistischen Spezies, die lieber 300 km in die Alpen zum Schotterpressevent fahren und dann hoffen, dass sie niemand in der Ergebnisliste findet. Der wahre MTB Fahrer der was auf sich hält, der startet jedenfalls in Trieb. Und wenn er dort nur fotografiert.
Dem Marathon ist es auch zu verdanken, dass diese Ortschaft mit ihren gefühlt 200 Einwohnern inzwischeneinen relativ hohen Bekanntheitsgrad hat. Sogar berühmter als das frühere Nassanger-Etablissement auf der anderen Seite der B173. Das liegt sicher auch am RVC Trieb, der heuer sein 100jähriges Jubiläum feiert. Ja, richtig gelesen, 100 Jahre. Soll man nicht glauben, da hat man sich richtig weiterentwickelt, anstatt ständig den alten Zeiten hinterherzujammern. Ja, so was wie den RVC Trieb hätt ich auch gern hier bei mir. Dann müsst ich nicht ständig mutterseelenallein in der Pampa trainieren, weil das mit Biergartenbiking oder Leuten, die einen Schotterweg für technisch anspruchsvoll halten, schlecht geht. Aber selber schuld, ich hätte halt 1987 doch bei der Beate bleiben sollen. Die war wirklich net schlecht, sprach wenig Dialekt und hat grad mal 20km von Trieb weggewohnt. Wäre ich geblieben, wär ich heut wahrscheinlich der Präsident vom RVC Trieb. Selber schuld, aber zum Glück gibt´s ja noch so was wie RADioAKTIV Racing. Im Zeitalter der von der Politik geforderten grenzenlosen Mobilität sind 50km Entfernung eh nix besonderes mehr.
Außerdem ist es bei uns sowieso viel schöner als irgendsonstwo. Da hat der Markus schon vor Wochen das Rennen ins Forum geschrieben und gefragt wer mitfährt und wie immer war die Resonanz überwältigend. Da hats den Webserver wieder regelrecht zerlegt, so viele Antworten kamen da. Nirgendwo funktioniert das so gut wie bei uns. Das einzige Projekt was im Vorfeld scheiterte, war der Transfer von drei Mädels (Ischen) aus dem Raum Passau nach Trieb zum Support. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden, der Kai arbeitet dran. Immerhin wissen wir jetzt, woher der Begriff Ischen überhaupt kommt. Ischen sind der Übersetzung nach nix anderes als weibliche Wesen…
Selbstverständlich gibt es in den letzten Tagen vor so einem Rennen noch ganz andere Probleme. Es ist das Luxusproblem unserer Zeit, was dazu führt, dass die Anreise aus Gründen gefährdet ist, die früher undenkbar waren. Heute kommt es vor, dass man nicht auf das Rennen kommen kann, weil das Rad nur dann in das 2-Sitzige Drittauto mit 500kw passt, wenn das Verdeck offen ist und es wahrscheinlich regnet. Ich kann nicht verstehen, warum die Radhersteller dieses Problem nicht aufgreifen. Wann endlich gibt es MTB Fullys mit weniger als sieben Kilo, die faltbar sind??? Dann muss künftig das Rad ins Auto laden nicht mehr länger dauern als das Rennen selbst.
Überhaupt der Regen. Natürlich war das wieder das leidige Thema. Die Wetterprognosen sprachen von einer Luftmassengrenze. Da ich weiß, das mit dem Begriff die wenigsten was anfangen können, folgt hier die Erklärung: Wie ihr wisst, kann es beim Aufeinandertreffen von Männlein und Weiblein zum Sex kommen. Man weiß nur nicht, ob überhaupt und wenn ja, wie heftig. Beim Aufeinandertreffen von hohem und tiefem Luftdruck ist das genauso. Man weiß nicht ob es überhaupt regnet und nicht wie viel. Sagen jedenfalls auch noch im Jahr 2012 die Meteorologen. Demzufolge wurde es wieder spannend. Spannend war auch, weil bis zum Schluss wirklich nicht klar war, wer überhaupt von uns dabei ist und wer nicht. Der berühmte Wortschatz halt wieder (vielleicht, eventuell, muss mal sehen).
Routinierte Menschen lässt so was kalt. Ich habe am Samstag nicht wieder 35 verschiedene Wetterberichte angeguckt um zu sehen, welche Reifen ich am Sonntag brauch. Mit zwei Kindern hat man auch was andres zu tun. Ferner musste ich mich mit der Frage auseinandersetzen warum ich kein „Whats App“ habe. Die ist schnell beantwortet: Ich weiß nicht mal was das ist. Ja, lacht ruhig alle. Ihr habt es dafür nicht mehr erlebt, wenn im Maschinenschreibunterricht der Boden gebebt hat, wenn die hocherotische Machinenschreibfrau mit der Trommel den Anschlag vorgegeben hat und 35 (ja richtig gelesen, damalige Klassenstärke) verdorbene Schüler ohne Mobiltelefon gleichzeitig die berühmten drei F in die mechanische Olympia gehämmert haben. Dennoch werde ich mich mit dem Thema „Whats App“ intensiv auseinander setzen müssen. Es gibt Leute auf der Welt, die sind mir das einfach wert.
Was am Sonntag ist, ist sowie so wurscht, wenn am Samstag der DHL Typ klingelt und die monatliche Vinyllieferung vorbeibringt. Das sind die Dinger mit dem Loch in der Mitte, die man nach halber Spielzeit immer umdrehen muss und gegenwärtig die höchsten Zuwachsraten aller Tonträger haben. Natürlich auch wegen mir. Neuerscheinungen kommen immer häufiger mit Downloadcode für MP3 für lau raus und damit hat man das ganze auch noch legal für mobil unterwegs.
Mit neuesten Klangwelten ausgestattet ging es also mit voller Dröhnung Sonntag früh nach Trieb. Ich hatte Platz ohne Ende. Wie es den drei armen Menschen samt Rädern im Innenraum im Fünfer Touring hinter mir ging, kann ich nicht sagen. Egal, jedenfalls ist es schön, fast alle Leute die man so kennt auf einem Flecken wieder zu treffen. Da stören beim Rad herrichten auch Fragen wie „ey haste kei Hävy Mäddl???“ nicht. Aber diese Frage „Haste kei Hävy Mäddl???“. Die haben mir schon deplatzierte Typen mit Mundgeruch, langen fettigen Haaren und Oberlippenbärten gestellt, als ich noch DJ bei unseren schwarzen Besatzerfreunden war und sich das lange fettige Haar dann im Tonarm vom 1210er verfangen hat. Ich dachte diese Zeiten sind längst vorbei. Aber ich bin ja in einem Verein aus Pegnitz. Ohne Worte. Glücklicherweise durfte ich dann die zarten Beinchen von der Lena mit meinem Wunderöl einmassieren, damit das Mädel frisch geölt und auf Dauer konserviert auf die Langstrecke kann. Ich bin doch gerne in einem Verein aus Pegnitz.
10 Uhr Startschuss Langstrecke, Wetter noch trocken, man ist guter Dinge. Voller Euphorie setzt sich das Feld mit mir, Lena, Sascha und Biggus in Bewegung, Bombenstimmung. Das wird heute ein guter Tag, Druck passt, schnell haben sich zwei Gruppen in der Spitze gebildet, mal sehen ob man durchhält. Die Mittelstreckenfraktion mit Tom, Lukas, Andreas und Dani folgte eine halbe Stunde später.
Die erste Schleife hat in Trieb noch einiges an Schotterpassagen, da teilt sich der Haufen ohne Behinderung schnell auf, voller Freude ging es auf die zweite Schleife mit ihren zahlreichen Trailpassagen. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde und irgendwann die Trails rund um Trieb. Einfach klasse. Aber wisst ihr warum Gott sechs Tage gearbeitet und sich am siebten (also am Sonntag) ausgeruht hat? Ganz einfach, wahrscheinlich weil es geregnet hat. So auch heute, erst langsam dann immer mehr und dann nur noch was runterging. Das Hoch und das Tief der Luftmassengrenze pimperten also herum und zwar heftig und genau über uns. Da war die erste Runde gerade rum. Und es erfolgte der Switch von vorne dabei sein auf lebenserhaltende Maßnahmen.
Fortan ging es schlagartig nur ums Durchkommen. Selbst die 45km Fraktion hat noch einiges abbekommen, schade um die schönen, flowigen Trails. Ich will mich nicht wiederholen. Was jetzt in einem vorgeht, siehe Bericht von Schneckenlohe-Marathon vom letzten Jahr. Resultat nach 90Km: Biggus leider draussen (Platten, Fehlfunktionen, evtl. zu wenig WD40), ich habe zum Schluss leider zwei Plätze verschenkt, war dann vierter (was mir in dem Moment so was von Wurscht war) und Lena hat tapfer durchgehalten, Rang 2 trotz Sturz in der ersten Runde (es ist nicht schön, wenn die hinteren Bremsbeläge gerade in der steilsten Abfahrt am Ende sind) Sascha kam auf Rang 11, mit einer hübschen Flickaktion der Kette im Matsch. Neben einigen Startergeschenken gab es in dem von einer hohen Ausfallquote gezeichneten Rennen die Fangopackung heute gratis dazu.
Die Mitteldistanzfraktion war inzwischen komplett geduscht, allen voran hatte unser Vereinschef nach fast zwei Jahren Rennabstinenz aus der hinteren Startreihe einiges aufgerollt, mit Platz acht war er damit auch noch der schnellste Typ, der in Baggy-Shorts antrat. Das sind die Hosen, die Problemzonen am Körper problemlos überdecken. Es gibt hier noch keine Sonderwertung und das ist auch gut so. Es gibt schließlich auch keine Sonderwertung für Ü40 Fahrer, die noch einen Waschbrettbauch haben. Auch der Rest unserer angetretenen Fahrer erreichte das Ziel, Daniel auf Rang 26, Andreas auf Rang 30 und Lukas auf Rang vier der jeweiligen Altersklasse, insgesamt war die Mitteldistanz wieder stark besetzt, knapp 500 Starter trotzten den am Ende sehr widrigen Verhältnissen.
Deshalb an dieser Stelle noch einmal Glückwunsch an alle, ihr seit ein tolles Rennen gefahren! Und an David, Felix, Anna und diejenigen die beim Support dabei waren und die ich noch gar nicht kenne (was sich hoffentlich baldmöglichst ändert) – ihr habt einen tollen Job gemacht – danke noch mal an euch!
Und auch noch mal danke an den RVC Trieb für das tolle Rennen und der guten Organisation, die sich gerade bei dem schlechten Wetter bewährt hat. Wir kommen wenn es die Zeit zulässt 2013 wieder, garantiert. Und sollte zufällig eine Beate, Jahrgang 72 aus Oberbrunn diesen Bericht lesen, einfach mal melden. Schließlich hatten wir damals nur das Telefon mit Wählscheibe von der Bundespost und leider kein What´s App.
Dieser Bericht dauerte übrigens gerade mal ca. 60 Minuten, das meiste ist mir auf der zweiten Runde eingefallen. Was man da so an alles denkt. Mountainbiken bleibt der geilste Sport der Welt, basta. Ride on!